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Am 28. Februar wurden die Geschichtskurse von Frau Rose und Herrn Schmieding von einem Zeitzeugen aus der ehemaligen DDR besucht. Der Besuch fand im Rahmen des Unterrichts statt und bot die Möglichkeit, tiefer in die jüngere Geschichte Deutschlands einzutauchen und mit jemandem, der unmittelbar Teil davon war, in den Austausch zu kommen. Unser Zeitzeuge,

Manfred Kühnelt, ist Teil der Bundesstiftung für Aufarbeitung und besucht im Rahmen dessen z. B. Schulen, um dort von seinen Erfahrungen und seinem Leben während der SED- Diktatur zu berichten. Manfred Kühnelt ist in Ostberlin geboren und aufgewachsen. Er war Teil der „Jungen Pioniere“ – einer Jugendorganisation der DDR und wurde nach seinem Abitur zum Wehrdienst eingezogen. In dieser Zeit floh sein Bruder nach Westberlin. Nach dem Wehrdienst bei der „Nationalen Volksarmee“ (kurz NVA) ging er zum Studium nach Berlin zurück.

Als ihn ein Freund einige Jahre später bat, eine Frau im Kofferraum seines Wagens aus der DDR herauszuschmuggeln, willigte er ein. Aus ihm bis jetzt unerklärlichen Gründen wurde die Staatssicherheit auf sie aufmerksam, sodass sie den Fluchtversuch abbrechen mussten. Daraufhin wurde er ein halbes Jahr lang beschattet. Sogar seine Wohnung, die er mit Frau und Tochter bewohnte, war, wie er erst Jahrzehnte später erfuhr, von der Staatssicherheit verwanzt worden.

Im Folgenden wurde er von der Stasi verhaftet und saß sechs Monate in U-Haft im berüchtigten Stasigefängnis Hohenschönhausen. Vorwurf: „staatsfeindlicher Menschenhandel“. Zwischenzeitlich befand er sich drei Wochen in Isolationshaft – ohne jeglichen menschlichen Kontakt geschweige denn, Kontakt zu seiner Familie. Schließlich wurde er zu fünf Jahren Haft verurteilt, die er in der Haftanstalt in Erfurt absitzen musste.

Durch Kontakt zu einem Anwalt in Berlin wurde er noch vor Ende seiner Haftzeit im Rahmen des Häftlingsfreikaufs von der BRD freigekauft. Laut eigenen Angaben sind „Für jemanden wie mich um die 40 000 Mark geflossen“. Endlich wieder mit seiner Familie vereint, zog er nach Westberlin, um sein Studium zu beenden, und später nach Duisburg, wo er bis heute lebt.

Nachdem er seine Geschichte erzählt hat, gibt es Applaus. Man schaut in erstaunte und geschockte Gesichter.

Zunächst noch zaghaft werden die ersten Fragen gestellt: „Würden Sie nochmal bei einem Fluchtversuch helfen?“ „Haben sie Traumata davongetragen?“ „Wurde Ihre Familie belangt?“ Auf alle Fragen antwortet Herr Kühnelt besonnen und ausführlich. Eine weitere existenzielle Frage wird natürlich auch gestellt: „Wie schmeckte das Essen im Gefängnis?“ Ein kulinarisches Erlebnis ist es wohl nicht gewesen. Gehungert hat er aber nicht.

Zum Ende der Veranstaltung bedankt sich Manfred Kühnelt für unsere Aufmerksamkeit und unser Interesse an seiner Geschichte.