Schulleitung

Der Krieg in der Ukraine war für die Schulgemeinde über Nacht greifbar geworden: Alle vier Turnhallen des Schulzentrums waren in einem ungeheuren Kraftakt der Hilfsorganisationen zu Unterkünften für Geflüchtete aus der Ukraine umgerüstet worden.

Sofort setzte eine beispiellose Welle der Hilfsbereitschaft ein und zunächst mussten wir die zahlreichen Hilfs- und Unterstützungsangebote einmal „sortieren“ und sinnvoll koordinieren.
Als Lehrerschaft haben wir uns darauf besonnen, was wir am besten können: Unterrichten und mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Im Kollegium gibt es Lehrkräfte, die über die Zusatzausbildung „Deutsch als Fremdsprache“ verfügen und so findet bereits seit Beginn der Woche jeden Morgen zwischen 10.00 und 13.00 Uhr Deutschunterricht in der Aula statt, an dem regelmäßig 50-60 Personen teilnehmen. Getragen wird dieser Unterricht von ca. 15 Lehrerinnen und Lehrern unserer Schule, die ehrenamtlich in Freistunden oder vor und nach ihrem regulären Unterricht tätig sind. Aber ohne Dolmetscher könnte die Erstverständigung gar nicht funktionieren und so freuen wir uns, dass sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Eltern aus unserer Schulgemeinde ebenfalls dabei sind und die Übersetzungsarbeit übernehmen. Dies ist wirklich gelebte Solidarität in sehr schwierigen Zeiten.

Viele der zu uns geflüchteten Menschen bleiben nicht lange hier am Biegerpark, sondern bekommen Wohnungen vermittelt oder werden von Freunden, Bekannten oder Verwandten abgeholt. Man könnte also die Nachfrage stellen, wie nachhaltig dieser Unterricht ist. Aber: Einige kommen weiterhin zum Unterricht, wenn sie in der Nähe untergekommen sind und es geht auch nur zu einem Teil um das Erlernen einer gänzlich fremden Sprache und Schrift. Als Schule wollen wir zeigen, dass wir nun nicht nebeneinander leben, sondern miteinander. Der Aufenthalt hier ist mit viel Warten und Langeweile verbunden, drei Stunden Unterricht am Vormittag lenkt ab, gibt dem Tag Struktur, ist eine Aufgabe, wo die Menschen sonst zur Untätigkeit verurteilt sind.

Und so machen die Lehrkräfte auch weitere Angebote, insbesondere für die Kinder und Jugendlichen: Der Spieleraum wird außerhalb unserer Mittagspause geöffnet, im Kunstatelier steht Material bereit, um kreativ zu werden, die Sportlehrerinnen und –lehrer machen bei diesem herrlichen Wetter Sportangebote im Park oder vor den Hallen, in der nächsten Woche gibt es in der Aula eine Kinovorstellung mit Filmen auf ukrainischer Sprache und das Orchester wird ein Konzert für die Geflüchteten Frauen und Kinder geben.

Die Elternschaft hat sich organisiert, anlassbezogen Spenden zu sammeln und kurzfristig bereitzustellen. Leider lässt sich kaum absehen, was fehlt: Mal sind es Zahnbürsten für Kinder, mal Gummistiefel oder auch ein paar Tüten Popcorn fürs Kino. Aber die Hilfsbereitschaft ist groß und wir hoffen, dass diese anhält, bis die Menschen ein sicheres Zuhause gefunden haben oder zu ihren Familien in eine sichere Heimat zurückkehren können.

Für uns als Schule sind dies herausfordernde Zeiten. Natürlich können wir nicht längerfristig den Sportunterricht ausfallen zu lassen. Leider sind die zuständigen Stellen aber bei der Suche nach Ausweichmöglichkeiten nicht im Ansatz so kreativ und schnell, wie man bei der Übernahme der Turnhallen sein konnte.

Dennoch, und dies soll hier im Vordergrund stehen, die Schulgemeinde des MMG steht in tätiger Solidarität zusammen – dies ist das gute und Mut machende Zeichen, das von diesen Aktionen ausgeht. Und wenn man träumen dürfte, dann würde man sich eine große Portion Vernunft für manchen Politiker wünschen, eine nun wirklich abflauende Corona-Epidemie und dann könnten wir einen fröhlichen und unbeschwerten Sommer genießen, mit Ausflügen, Sportfesten, Kulturveranstaltungen, Reisen.

Ein großer Dank an alle Helferinnen und Helfer auch an dieser Stelle.

Dr. Stefan Zeyen, Schulleiter